Legal Clinic

© Juristische Fakultät Hannover

Authentische anwaltliche Beratung bereits in der Universität erlernen, dies ist das Ziel der „Legal Clinic – Juristische Beratungspraxis“. In der Legal Clinic können interessierte Studierende der Juristischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover (LUH) unter Anleitung erfahrener Anwält*innen erste Berufserfahrungen sammeln, indem sie für ratsuchende Studierende aller Fakultäten der LUH eine kostenlose und außergerichtliche Rechtsberatung durchführen.

Die praxisorientierte Rechtsanwendung mit der „learning-by-doing“ Lernmethode verspricht zielorientierte und effektive Lernergebnisse, die bis in das tatsächliche Einsteigen in die Praxis nach und nach vertieft werden können. Bereits vor der Beratung und dem Antreffen der Mandant*innen beginnt der Lernprozess der Legal Clinic, indem das Erlernen von selbstgesteuertem Forschen der Studierenden im Zuge der Vorbereitung gefördert wird.

  • Zielsetzung der Legal Clinic

    Erste Berufserfahrungen für Jurastudierende durch kostenlose Rechtsberatung für Studierende: Das ist das Motto der Legal Clinic an der Juristischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover. Im Rahmen dieses, an das US-amerikanische Modell der klinischen Juristenausbildung angelehnten, Projekts erhalten Studierende der Juristischen Fakultät die Möglichkeit, bereits während des Studiums erste praktische Erfahrungen dergestalt zu sammeln, dass sie ratsuchenden Kommilitoninnen und Kommilitonen aller Fachrichtungen der Universität juristische Beratung unter rechtsanwaltlicher Anleitung anbieten.

    Die praxisorientierte Rechtsanwendung (sog. „learning by doing“ - Lernmethode) verspricht optimale Lernergebnisse. Mit der Legal Clinic soll einerseits selbstgesteuertes Lernen und Forschen der Studierenden unterstützt werden, andererseits sollen diese Einblicke in die juristische Praxis erhalten. Geübt wird unter anderem das Verhalten während Mandantengesprächen, Fristenverwaltung, Erfassen eines realen Sachverhaltes, selbständiges Zeitmanagement. Folgende Fähigkeiten und Kompetenzen können durch die Mitarbeit in der Legal Clinic entwickelt werden: Beratungsfähigkeit und Verhandlungsgeschick, Fähigkeit zur Sachverhaltsermittlung anhand eines konkreten Lebenssachverhaltes; Problemlösungsfähigkeit sowie rechtliche Analyse- und Argumentationsfähigkeit. Außerdem bekommen die Studierenden bereits Einblicke in die juristische Arbeitsorganisation. Der Zweck der Ausbildung an der Legal Clinic umfasst nicht nur die Verbesserung professioneller Kompetenzen, sondern auch die Herausbildung bestimmter ethischer Werte, wie das Streben nach Gerechtigkeit und ein sicheres Verantwortungsgefühl.

  • Hintergrund der Legal Clinic

    Die 2012 gegründete Legal Clinic in Hannover gehört zu den erfahrensten Law Clinics in Deutschland und erntet seitdem nicht nur großen Zuspruch der beteiligten Studierenden sondern auch der Mandant*innen, Ausbilder*innen sowie potentiellen Arbeitgeber*innen. Darüber hinaus erhält die Legal Clinic für ihr gemeinwohlorientiertes Handeln gesellschaftliche Anerkennung. Zu Zeiten der Gründung bewies Hannover Innovation und gehörte zu den wenigen deutschen Universitäten mit einer Law Clinic. Heute genießen Law Clinics in ganz Deutschland die Vorteile des Projekts und verbessern durch enge Vernetzung ihre Erfahrungen. Angelehnt sind die deutschen Law Clinics insbesondere an amerikanische Vorbilder, die durch eine ausgeprägte Ausbildungsform bereits früh effektive Ergebnisse erzielen konnten. In anderen Ländern hat es sich gezeigt, dass viele Teilnehmende der Legal Clinics mit einem erleichterten Berufseinstieg rechnen können.

  • Inhalt und Ablauf der Veranstaltung

    Der Betrieb der Legal Clinic erfolgt im Rahmen einer Lehrveranstaltung. Der erste und der letzte Termin dienen der Grundanleitung der beratenden Studierenden: Einführung in die Beratungstaktik, Fristenführung, Streitwertberechnung, aber auch die Herausbildung der Fähigkeit zur juristischen Verarbeitung eines realen Sachverhaltes im Gegensatz zu Schulsachverhalten sowie die rollenspielmäßige Simulation des Mandantengesprächs. Die teilnehmenden Studierenden werden zur Verschwiegenheit und zum vertraulichen Umgang mit den Daten und Unterlagen der rechtsuchenden Studierenden durch ein Formblatt verpflichtet.

    Der Unterricht in einer realen Beratungssituation erfolgt im Regelfall in einem Termin. In diesem werden alle relevanten Daten zum Sachverhalt gesammelt - wenn dies nicht schon zuvor per E-Mail erfolgt ist und sich die Studierenden entsprechend vorbereiten konnten. Anschließend wird schon die erste rechtliche Beratung erteilt. Nach dem Termin wird bei Bedarf innerhalb von einer Woche eine schriftliche Ausarbeitung bzw. eine genaue rechtliche Lösung des Falls erarbeitet und dem Mandanten oder der Mandantin per E-Mail zugeschickt. Vor der Versendung wird die Ausarbeitung zunächst mit dem anleitenden Rechtsanwalt oder der Rechtsanwältin besprochen. Die das Projekt betreuenden Volljurist*innen stehen den beratenden Studierenden auch zwischen den Beratungsterminen bei Fragen zur Seite.

    Die Bandbreite der Beratung ist weit gefasst und schließt sowohl die Bereiche des Zivil- als auch des öffentlichen Rechts ein. Allerdings sollen nur einfach gelagerte Fälle übernommen werden, bei denen der Gegenstandswert 1000 EUR nicht übersteigt und die kein fachanwaltliches Wissen erfordern. Eine Beratung gegen die Leibniz Universität Hannover findet nicht statt. Darüber hinaus findet keine Beratung im Strafrecht (auch Ordnungswidrigkeiten), im Familien- und Erbrecht, in Angelegenheit mit Streitgegenständen des BAföG, Prüfungsanfechtungen sowie Steuern statt. Die Beratungen sind ausschließlich außergerichtlich.

    Die Beratung erfolgt durch Studierende, die noch keine geprüften Jurist*innen und daher noch juristische Laien sind. Aus diesem Grund kann der Beratung kein abschließender Charakter beigemessen werden. Die Beratung an der Legal Clinic ersetzt nicht die anwaltliche Rechtsberatung. Die Beratung ist kostenlos und unverbindlich.

  • Einbindung in das Studium

    Der Arbeitsaufwand der beratenden Studierenden beträgt ca. 2 SWS. Am Ende des Semesters erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme an der Legal Clinic. Die Veranstaltung ist Teil einer anwaltsorientierten Juristenausbildung, die auch im Rahmen des Schwerpunktes 8 und durch die Möglichkeit das ADVO-Z als Zusatzstudium ermöglicht wird. Aus diesem Grund kann die Teilnahme an der Legal Clinic auch dort berücksichtigt werden. Zudem besteht die Möglichkeit der Anerkennung der Teilnahme als Schlüsselqualifikation im Sinne des § 5 a Abs. 3 Satz 1 DRiG. Die Studierenden der ELPIS I und II Studiengänge bekommen bis zu 4 ECTS Punkte angerechnet. Bei einer Teilnahme über zwei Semester kann ein Anwaltspraktikum gem. gemäß § 4 Abs. 1 Nr. 2 lit. c NJAG ersetzt werden.


Die Vorteile einer Teilnahme auf einen Blick

Teilnehmende erhalten einen fundierten Einblick in:

  • Mandantengespräche
  • Fristenverwaltung
  • Erfassen eines realen Sachverhaltes
  • Juristische Arbeitsorganisation
  • selbstständiges Zeitmanagement

Fähigkeiten und Kompetenzen, die durch eine Teilnahme erworben werden können:

  • Beratungsfähigkeit und Verhandlungsgeschick
  • Fähigkeit zur Sachverhaltsermittlung anhand eines konkreten Lebenssachverhaltes
  • Problemlösungsfähigkeit
  • Herausbildung ethischer Werte
  • Rechtliche Analyse- und Argumentationsfähigkeit