Seit 2018 waren mit Ass. iur. Stefanie Hänold und Dipl.-Jur. Nelli Schlee Mitarbeiterinnen des Instituts für Rechtsinformatik (IRI) in das Forschungsprojekt „Leitsystem zur Optimierung der Therapie traumatisierter Patienten und Patientinnen bei der Erstbehandlung“ (kurz „LOTTE“) involviert. Das Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert worden war, wurde nun Ende 2020 beendet.
Über das Projekt
Rund 12% der deutschen Bevölkerung erleidet innerhalb eines Jahres einen Unfall (siehe Unfallstatistik 2015, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin). Dabei ist es besonders wichtig, Schwerverletzte mit lebensgefährlichen Verletzungen sowie Patientinnen und Patienten mit sogenanntem „Polytrauma“ unverzüglich zu behandeln. Im Schockraum sind die Ärztinnen und Ärzte aufgrund der Plötzlichkeit des Unfallgeschehens einer diffusen Datenlage ausgesetzt, auf deren Grundlage Behandlungsentscheidungen rasch getroffen werden müssen. Dabei können KI- und Big-Data-Systeme dem medizinischen Personal helfen, die richtige Behandlungsmethode zu ermitteln.
"Die Versorgung von schwerverletzten Personen ist durch das plötzliche Auftreten der Unfallsituation, die Heterogenität der Patientinnen und Patienten und die oft hohe zeitliche Dynamik des Krankheitsbildes mit großen Herausforderungen für das medizinische Personal verbunden. Ziel des Projekts LOTTE war es, konkrete Anwendungsszenarien für mögliche KI-Anwendungen in der Notfallversorgung auszuloten und diese mit Blick auf die Implementierung in der Praxis aus medizinischer, technologischer, ökonomischer sowie ethischer und rechtlicher Perspektive zu bewerten“, fasst Stefanie Hänold das Forschungsziel zusammen.
Im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojekts nahm das IRI insbesondere datenschutzrechtliche, medizinprodukterechtliche sowie berufsrechtliche Bewertungen im Hinblick auf die Erfordernisse an die Entwicklung und den Einsatz von KI-Anwendungen vor. Darüber hinaus wurden straf- und haftungsrechtliche Fragen sowie medizin- und digitalethische Aspekte erörtert.
„Anschließend an die Ausarbeitung der ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen an die Entwicklung und den Einsatz von KI-Anwendungen im medizinischen Sektor erfolgte eine vertiefte ethische und rechtliche Bewertung ausgesuchter Szenarien, wie der Trajektorien-Klassifikation, der OP-Risikoprognose oder des intelligenten Leitlinien-Interfaces.“, führt Hänold weiter aus. „Zum Abschluss wurde eine rechtliche Synopse der wichtigsten ethischen und rechtlichen Implikationen und der offenen Problempunkte erstellt und darauf basierend wurden Regelungsvorschläge für den Gesetzgeber erarbeitet."
Publikationen am IRI im Rahmen des Projekts
- Hänold, Stefanie, KI-Forschung in der Medizin benötigt eine Reform datenschutzrechtlicher Regelungen, ZD-Aktuell 2020, 07046 (für LUH-Mitglieder via VPN kostenlos abrufbar).
- Hänold, Stefanie, KI- und Big-Data-Anwendungen in der Schockraumbehandlung, ZD-Aktuell 2019, 06720 (für LUH-Mitglieder via VPN kostenlos abrufbar).
Publikationen von Projektpartnern (Auswahl)
Das Whitepaper „Künstliche Intelligenz im Krankenhaus: Potenziale und Herausforderungen – Eine Fallstudie im Bereich der Notfallversorgung“ auf der Seite des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme ist hier abrufbar.
Weitere Forschungsprojekte der Fakultät
Eine Übersicht aller Forschungsprojekte, in die die Lehrstühle und Institute der Fakultät involviert sind, finden Sie hier.
Angebote für Studierende der Fakultät zu juristischen Herausforderungen der Digitalisierung
Wenn Sie sich bereits im Studium mit den juristischen Herausforderungen der Digitalisierung auseinandersetzen möchten, können wir Ihnen einen Blick auf folgende Veranstaltungen und ergänzende Studiengänge empfehlen: