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Bier, Behörden und Bilanzen: Rückblick auf die Studienfahrt des VFS Hannover nach Brüssel

Bier, Behörden und Bilanzen: Rückblick auf die Studienfahrt des VFS Hannover nach Brüssel

© VFS Hannover e.V.

Brüssel, das Herz der EU, ein Paradies für Schokoladen-Liebhaber und für die nächsten 3 Tage neues Zuhause für 23 glückliche VFS-Mitglieder. Per Zufallslos wurden einige Wochen zuvor aus den über 80 Bewerbungen die neuen temporär-Belgier bestimmt. Die Plätze waren, wie für VFS-Fahrten üblich, begrenzt und heiß begehrt.

Der Wecker klingelt – gewohnt viel zu früh! Am 21. Mai 2024 treffen sich um 6:15 Uhr die 23 jungen Steuer-Freunde am Hannover Hauptbahnhof, bereit die EU unsicher zu machen. Der Kaffee hilft dem Körper auf Betriebstemperatur zu bekommen. Manche starten dann doch lieber direkt mit Aperol in den Dienstagmorgen - erlaubt ist, was gefällt. Nach dieser Stärkung ging es ab mit dem ICE von der Landeshauptstadt Hannover über Köln in die Hauptstadt Europas.

6 Stunden und einige „Thank you for traveling with Deutsche Bahn“ später, begrüßt uns Brüssel mit lokal-üblichem Wetter. Der Nieselregen begleitet uns zu unserer, dazu nicht wirklich passenden, Bahnstation „Bali“ und erhöht nur die Vorfreude auf das Hotel. Die Koffer in die Zimmer geschoben, 5 Minuten durchgeatmet, umgezogen und ab zur Europäischen Kommission. Nachdem wir zwischen den unzähligen Baustellen und Glas-Bürogebäuden in Brüssel den richtigen Eingang für uns gefunden haben, folgt der vorschriftgemäße Security-Scan à la Flughafen. Kurz darauf werden wir von einem jungen Team empfangen und erhalten unsere personalisierten Visitor-Ausweise. Im Konferenzraum angekommen begrüßt uns Herr Markus Häger mit einem Einblick in den Aufbau und die Arbeit der Kommission. Dabei erzählt er uns von seinem beruflichen Werdegang und den anfänglichen Sprachbarrieren in Brüssel. Das scheint bei den drei Amtssprachen Deutsch, Englisch und Französisch nachvollziehbar. Zudem erfahren wir, dass der Konferenzraum in dem wir sitzen, gerade auf Wunsch der Kommissionspräsidentin Frau Ursula von der Leyen komplett renoviert wurde. Dadurch besteht nun alles was wir sehen aus mind. 90 % recycelten Materialien. Wir verkneifen uns die Frage, ob es nicht nachhaltiger gewesen wäre, den Konferenzraum erst gar nicht zu renovieren, als wir kurz darauf erfahren, dass das gesamte Vorhaben stolze 200.000 EUR gekostet hat. Herr Häger weist dabei selbst darauf hin, dass der Preis viel zu hoch sei, die Firmen in Brüssel sich aber mit ihren Angeboten für das benötigte Vergabe-Verfahren untereinander absprechen, um so den Preis künstlich in die Höhe zu treiben. Das ist bekannt, kann aber schlichtweg nicht nachgewiesen werden. Behutsamer Steuergelder-Einsatz sieht für uns etwas anders aus.

Während das Mikrofon nach ca. 1,5 Stunden an den zweiten Dozenten Dr. Dieter Kischel sowie seine zwei Kolleginnen weitergereicht wird, nutzen wir die Chance, die inzwischen wieder leeren Koffeinspeicher des Morgens mit EU-Kaffee aus der guten alten Pumpkanne aufzufüllen. Die Language geswitched wird nun auf english getalked über die Themen „Haushaltsplanung der EU“ sowie der Bestrebung nach einer unionseinheitlichen Besteuerung. Dabei werden auch die Erfolge der EU herausgestellt, bspw. welche bislang ausgenutzten Steuerlücken bereits erfolgreich geschlossen wurden. Zum Ende hin gibt es natürlich noch ein kleines Präsent seitens der EU. Leider reichen die 5 Goodie-Bags, die uns zur Verfügung gestellt wurden, nicht für alle 23 Teilnehmer und so werden Stifte gegen schlaue Antworten getauscht. Die uns gestellten Fragen reichen von fachspezifischen, wie „Wo ist der Unterschied zwischen einer Richtlinie und einer Verordnung?“ bis zu Inselwissen, wie „In welchem Land hat MediaMarkt seinen Hauptsitz?“. Die Köpfe rauchen. Schließlich möchte jeder im Raum einen der limitierten EU-Kugelschreiber haben. Halbrichtige Antworten bekommen natürlich nur einen halben Stift – das Staatsexamen scheint gegen diesen Leistungsdruck ein Witz.

Um ca. 17 Uhr heißt es: Feierabend für heute! Die Freizeit wird genutzt, um das nichtexistente Mittagessen nachzuholen und die Stadt zu erkunden oder sich auf dem Zimmer von der Fahrt zu erholen. Abends gibt es ein gemeinsames Treffen im „Poechenellekelder“, einer Bar, deren Dekoration ebenso skurril und variationsreich ist, wie das Angebot an Bier selbst. Dieses umfasst immerhin über 100 verschiedene Sorten.

Unser erster Morgen startet um 8:00 Uhr mit einem reichlichen Frühstücksbuffet im internationalen B&B Hotel. Absolutes Highlight: Eine Pancake-Maschine, die auf Knopfdruck vollautomatisch einen Pancake zubereitet und serviert. Kurze Zeit später heißt es bereits „Abfahrt!“ mit dem Ziel des Europäischen Parlaments. „Hat jeder seinen Zimmernachbarn? Ja? Dann kann‘s losgehen!“. Einen guten Fußmarsch später stehen wir (leider nur) vor dem Besuchergebäude des EU-Parlaments, was im Schönheitswettbewerb gegen jedes deutsche Amtsgericht verlieren würde. Der Plenarsaal wird gerade in ein Fernsehstudio umgebaut, um anlässlich der Europawahl eine Kandidatendebatte auszurichten und ist daher für uns nicht zugänglich. Sicherheitscheck 2.0 und rein in einen Konferenzraum, wo wir von Herrn Rainer Wieland (Vizepräsident des Europäischen Parlaments) per Video-Live-Call begrüßt werden, dessen eng getaktetes Wahlkampfprogramm ihn leider hindert, vor Ort zu sein. Das Mikrofon wandert durch die Reihen und die Gruppe kann alle ihr auf der Seele brennenden Fragen loswerden. Wir bekommen Eindrücke aus Parlamentssitzungen geschildert und die ein oder andere lustige Anekdote aus dem Brüsseler Parlamentarier-Leben. Dabei erfahren wir, dass das Parlament teilweise so viel zu entscheiden hat, dass die Mitglieder manchmal selbst vergessen, ob sie für oder gegen eine Regulatorik gestimmt haben. „Das kann ja mal passieren.“, denken wir uns, nehmen einen Schluck aus unseren Flaschen und pieksen uns dabei mit dem festgemachten Deckel gegen die Nase. Anders als die EU-Kommission zeigt sich das EU-Parlament planungssicherer und hat genug Goodie-Bags für alle organisiert. Happy nehmen wir unsere blauen „I <3 EU“-Beutel mit EU-Pin und einem Kugelschreiber Inhalt entgegen – immerhin mussten wir für diesen keine Fragen beantworten, sondern nur stellen.

Den Rest des Tages haben wir wieder zur freien Verfügung. So werden teilweise Museen in Brüssel besucht oder sich ganz zufällig als Gruppe der gleiche Pullover gekauft. Unsere 4er-Bande, die wir intern liebevoll die „Dalton-Schwestern“ nennen, läuft seitdem im gleichen Streifenpullover durch die belgische Hauptstadt. Wer möchte, kann später am Nachmittag an der von Mitorganisator Henrik Wichmann liebevoll erstellten Stadtführung teilnehmen. Dort geht es vorbei an Wahrzeichen wie dem Mannekin Pis, dem historischen Marktplatz „Grand-Place“, welcher zum UNESCO Welt-Kulturerbe gehört, diversen Kirchen und dem „Palais de Justice“ mit Endpunkt am „Palais de Bruxelles“. Durchgehend unterfüttert mit historischen Hintergründen und lustigen Anekdoten – Herrlich! Abends gibt es noch ein Wiedersehen der gesamten Gruppe im „BBP Taproom“. Motivierte können danach noch auf eigene Faust ein paar Bars unsicher machen und das Brüsseler Nachtleben aufsaugen.

Zweiter Morgen - gleiches Buffet, mit dem einzigen Unterschied, dass wir bereits wieder auschecken müssen. Manche Sünden der letzten Nacht bereuend, werden die Mineralstoffspeicher wieder aufgefüllt. Das Dauerklingeln unserer Bankberater, die mit uns über die hohen Abbuchungen des letzten Abends sprechen wollen, wird gekonnt ignoriert, bevor wir den Weg zur Niedersächsischen Landesvertretung antreten. Dort nehmen wir im ehemaligen Pferdestall Platz, welcher zum modernen Konferenzraum umgebaut wurde. Die Kostenfrage ersparen wir uns an dieser Stelle. Herr Dr. Brunner von der ständigen Vertretung berichtet uns über seinen Arbeitsalltag sowie seinen beruflichen Werdegang. Unterstützt wird er dabei von seiner Kollegin Frau Hannah Obersteller. Den Worten des Vortrags lauschend, kommen die Wasserflaschen auf dem Tisch der dehydrierten Steuer-Truppe gerade recht. Wir bekommen einen Eindruck, wo die Vorteile einer Nds. Landesvertretung in Brüssel liegen und den ein oder anderen Tipp, auf welchen Partys man am besten netzwerken kann. Der Vortrag endet mit einer kleinen sneek peak auf den aktuellen Stand des digitalen Euros (CBDC), welcher bereits seit geraumer Zeit medial diskutiert wird.

Gegen 11 Uhr muss Herr Dr. Brunner leider zu einem Anschlusstermin und so bekommen wir den Rest des Tages wieder in unsere Hände gelegt. Die Ziele der Gruppe sind genauso unterschiedlich wie identisch zu den vorherigen Tagen: Essen, Museen, Shoppen, Schlafen. Falls sich bisher noch keine Zeit dafür fand, wird der letzte Tag genutzt, um belgische Waffeln und Pommes zu probieren oder Schokoladen-Mitbringsel für Freunde und Familie einzukaufen. Um 16:40 Uhr dann die Schock-Nachricht in der Brüsseler WhatsApp-Gruppe: Unser ICE fällt aus. Natürlich ist es unserer und natürlich ist es der letzte, der an diesem Tag nach Deutschland fährt. Prompt kommt der Plan auf, einen ICE eher zu nehmen. Problematisch scheint dabei nur, dass nicht alle VFS-Mitglieder bereits im Hotel sind, deren Koffer allerdings schon. Während sich ein Teil der Gruppe auf den Weg zum Bahnhof macht, sammelt eine kleine Fraktion die Sachen der Teammitglieder ein, die noch nicht am Hotel sind. Und während die vorangegangene Gruppe am Infoschalter des Bahnhofs versucht die Tickets umzubuchen und eine neue Verbindung zu konstruieren, erlebt die nachrückende Gruppe die Uber-Fahrt ihres Lebens. Mit einer laut Google-Maps berechneten Fahrzeit von 20 Minuten und einer vorhandenen Zeit von 15 Minuten bis der ICE abfährt, liefert uns Uber-Fahrer „Claude“ trotz Brüsseler Feierabendverkehrs nach nur 11 Minuten am Bahnhof ab. Sollte jemand diese Fahrt gefilmt haben, könnte sie vermutlich in einem „Fast & Furious“-Teil Verwendung finden. Zur Hauptgruppe aufgeschlossen und alle Koffer entsprechend verteilt, erhalten wir die Info, dass wir den früheren ICE doch nicht nehmen können. Also geht es per RE über Lüttich nach Aachen und schließlich weiter nach Köln. Um dort den Aufenthalt zu überbrücken, zieht es einen Großteil der Gruppe in das Restaurant „Zur goldenen Möwe“, wo Curly-Fries und Apfeltaschen die Stimmung wieder etwas anheben. Hartgesottene wagen im strömenden Regen eine Besichtigung des Kölner Doms bei Nacht oder machen mit der nordrhein-westfälischen uniformierten Exekutive Bekanntschaft. Ein paar Stunden später und hundemüde in Hannover angekommen, ist für uns an Anschlusszüge nicht mehr zu denken. Ehrensache, dass der VFS die Taxi-Kosten der Gruppenmitglieder übernommen hat und damit dafür gesorgt hat, dass alle sicher zu Hause ankommen!

Und wie lässt sich die Fahrt nun zusammenfassen? Für manche war es etwas zu viel Freizeit und sie hätten sich längere Termine in den Institutionen gewünscht. Andere fanden gerade gut, dass die Fahrt nicht sehr stressig getaktet war und wir genügend Zeit hatten, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Vermutlich war es somit in der Mitte genau richtig. Die Institutionen haben sich etwas zurückhaltender präsentiert, als die Gruppe es vermutet hätte und an der ein oder anderen Stelle die Gruppe zum Nachdenken angeregt. Die EU scheint ein ganz eigener Mikrokosmos zu sein, indem sich die Uhren anders drehen, als wir es aus Deutschland gewohnt sind. Sich einen Selbsteindruck zu verschaffen ist auf jeden Fall ratsam. Auch die Wahlstation zu absolvieren, ist in den Institutionen möglich. Zum groben Kennenlernen der Stadt scheinen 3 Tage zu genügen, wenngleich es auf den zweiten Blick immer wieder kleine versteckte und liebevolle Cafés zu entdecken gab. Die Gruppe war, wie bei solchen Fahrten üblich, bunt durchmixt, was zum Erweitern des Freundeskreises einlädt und dafür sorgt, dass der Spaß definitiv nicht zu kurz kommt. Die Fahrten des VFS sind stets begehrt und das auch zurecht! Sie sind eine ideale Gelegenheit neue Kontakte zu schließen und Einblicke in Institutionen zu erlangen, die den Meisten verborgen bleiben. Am Ende bleibt nur noch dem Orga-Team von Alex, Alina, Henrik, Jacques und Jasmin zu danken, für die wochenlange Vorbereitung und tolle Unterstützung vor Ort.

Bis zum nächsten Mal, Brüssel! Auf Wiedersehen! – See you! – Au revoir!

 Verfasst von Simon Weber.

Über den VFS Hannover

Der VFS Hannover ist bestrebt das steuerrechtliche Angebot aufzustocken, um Interesse und ein gewisses Gespür für das Steuerrecht und seine Relevanz zu vermitteln, da dem Rechtsgebiet eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung zukommt und es mit nahezu allen Rechtsgebieten verknüpft ist.

Der VFS Hannover organsiert mit seiner Studentischen Vereinigung Studienfahrten, Steuerrechts-Crashkurse, Besuche bei Kanzleien und Unternehmen sowie studentische Stammtische mit Ehrengästen aus Richterschaft, Beraterschaft, Unternehmen und Verwaltung. Die Veranstaltungen stehen allen Studierenden offen. Der Verein organisiert und unterstützt auch die Teilnahme der Leibniz Universität am Steuerrechts-Moot-Court vom Bundesfinanzhof und der DStjG.

Der jährliche Mitgliedsbeitrag für Studierende beläuft sich auf 5,-€.

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