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Tagungsbericht „Mensch mit KI – KI mit Mensch?“

Tagungsbericht „Mensch mit KI – KI mit Mensch?“

Am 6. September 2024 fand in Hannover die Tagung mit dem Titel „Mensch mit KI – KI mit Mensch?“ statt, organisiert von der Universitätsprofessur für Öffentliches Recht und das Recht der digitalen Gesellschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Margrit Seckelmann, M.A. Die Veranstaltung wurde vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert und bildete die Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts „DigitalisierungsDiskurse (DiDi)“.

Im Zentrum der Tagung stand die Frage nach dem Zusammenspiel von Mensch und Künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und wie dieses Verhältnis in Zukunft gestaltet werden kann. Die Podiumsgäste Prof. Dr. Stefan Heinemann (FOM Essen), Lilija Willer-Wiebe (PIKSL Labor Kassel) und Stefan Brandmann (Dataport) hielten Impulsvorträge, in denen sie die Auswirkungen von KI im Bereich des Lernens, der Inklusion und der Verwaltung beleuchteten. In der anschließenden Podiumsdiskussion hatte das Publikum die Gelegenheit, mit den Referent*innen in Austausch zu treten. Moderiert wurde die Veranstaltung von Simon Hauser.

Impulsvorträge

Prof. Dr. Stefan Heinemann (FOM Essen) eröffnete mit einem Beitrag, den er unter die Frage „Wie können wir über, von und mit KI so lernen, dass wir nicht den Sinn von „lernen“ aufheben?“ stellte. Darin betonte er den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf das Lernen und Lehren an der Hochschule. Als Beispiel führte er an, dass Hausarbeiten, die zu einem gewissen Teil mit KI geschrieben wurden, auch von KI gelesen und ggf. benotet werden könnten. Diesbezüglich warnte er vor dem Narrativ, dass KI in ihrer Entwicklung in der Assistentenrolle verbliebe und der Illusion, dass der Mensch langfristig in der Lage sei, KI-generierte Inhalte zu erkennen. Insbesondere stellte er die Frage, inwieweit KI als „Alternative“ zum Menschen mit diese in Wettbewerb trete. Heinemann beschrieb das „Uncanny Valley“-Phänomen, demzufolge wir Empathie für menschenähnliche robotische Systeme nur bis zu einem bestimmten Punkt empfinden. Wird dieser überschritten, indem die Systeme uns zu sehr ähneln, beginnen wir, diese unheimlich zu finden. Seiner Ansicht nach seien deshalb „die Softskills von heute die Hardskills von morgen“. Zudem müsse ein Weg gefunden werden, KI als Werkzeug im Lernen produktiv einzusetzen, z.B. für Menschen mit Lernschwäche.

Lilija Willer-Wiebe, Co-Direktorin des PIKSL Labors Kassel, widmete sich in ihrem Vortrag dem Thema „Künstliche Intelligenz – Digitaler Alltagshelfer“. Sie zeigte auf, wie Künstliche Intelligenz dazu beitragen kann, gesellschaftliche Barrieren abzubauen, insbesondere für Menschen mit Behinderungen. Durch praxisnahe Beispiele aus ihrer Arbeit im PIKSL Labor demonstrierte sie, wie innovative Technologien genutzt werden können, um Teilhabe zu fördern und den Zugang zu Dienstleistungen und Informationen zu verbessern. Dabei kritisierte sie, dass KI nicht allen Menschen und ihren Bedürfnissen gerecht würde. Speziell bei älteren Menschen bestünde zudem die Angst, durch den vermehrten Einsatz von KI-Systemen den realen Personenkontakt zu verlieren. Als weitere Sorge, die auch bei Menschen mit Behinderungen vorhanden sei, nannte sie die Nichteinhaltung datenschutzrechtlicher Bestimmungen. Neben dem zur Verfügung stellen von Datenschutzerklärungen in einfacher Sprache regte sie an, Datensätze insbesondere auf Bias bzgl. Menschen mit Einschränkungen zu untersuchen, um diesem entgegen zu wirken.

Stefan Brandmann (Dataport) schloss die Impulsvorträge mit einem Beitrag zur Rolle der öffentlichen Verwaltung im Zeitalter der KI ab. Er legte dar, wie Künstliche Intelligenz in den öffentlichen Sektor integriert werden könne, um effizientere Verwaltungsprozesse zu schaffen. Als Beispiel führte er u.a. das Einlesen manuell gestellter Wohngeld-Anträge durch KI an. Dabei betonte er, dass Datenschutz und Datensicherheit zentrale Aspekte bei der Implementierung von KI in staatlichen Strukturen sein müssen. Nicht nur in sensiblen Einsatzbereichen wie z.B. der Justiz sei es daher essenziell, die Daten lokal, in niedersächsischen Rechenzentren, zu verarbeiten. Zudem sprach er über die Notwendigkeit, Mitarbeiter*innen der Verwaltung auf die Digitalisierung und den Einsatz von KI vorzubereiten, um so dessen Potenzial in Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels ausschöpfen zu können.

Podiumsdiskussion

Nach den Vorträgen leitete Simon Hauser in die Podiumsdiskussion über. In diesem Rahmen nahmen die Teilnehmenden die Möglichkeit wahr, Fragen zu stellen und sich direkt mit den Referent*innen auszutauschen, die diese Gelegenheit auch untereinander nutzten. Inhalt der Diskussion waren vor allem die praktische Umsetzung von KI in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen wie dem Bildungswesen, der öffentlichen Verwaltung und der sozialen Inklusion. Dabei standen ethische Fragestellungen, die Rolle des Menschen im Umgang mit den KI-Systemen sowie der Zugang zu neuen Technologien und deren Regulierung im Vordergrund.

Fazit

Die Tagung „Mensch mit KI – KI mit Mensch?“ bot tiefgehende Einblicke in das komplexe Verhältnis zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz. Dabei verdeutlichten die Vorträge und die anschließende Podiumsdiskussion die enormen Chancen der technologischen Entwicklung für soziale Inklusion, effiziente Verwaltung und eine neue Art des Lernens. Gleichzeitig wurde jedoch betont, dass der verantwortungsvolle, informierte Umgang mit KI und die Berücksichtigung aller Bevölkerungsgruppen essenziell seien, um Vertrauen in die Technologie zu schaffen und Missbrauch zu verhindern.

Besonders deutlich wurde, dass der Mensch auch in Zukunft eine zentrale Rolle beim Einsatz und der Steuerung von KI-Systemen spielen muss. In den kommenden Jahren wird es entscheidend sein, den Dialog über den Einsatz von KI fortzusetzen, um sowohl technologische und rechtliche als auch ethische Entwicklungen im Blick zu behalten. Die Tagung hat gezeigt, dass dies intensiven Austausch zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren – von Wissenschaft und Wirtschaft über öffentliche Institutionen bis hin zur breiten Öffentlichkeit – erfordert, um den Diskurs weiterzuentwickeln.