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Studentenfutter Wegweiser #7 mit Florian Specht

Studentenfutter Wegweiser #7 mit Florian Specht

© Institut für Prozess- und Anwaltsrecht

Wie geht es nach der juristischen Ausbildung beruflich weiter? Das juristische Studium bietet die Möglichkeit, eine Vielzahl unterschiedlichster Karrierewege einzuschlagen. Beispiele für die Vielfalt der Berufschancen werden mit der von Mitarbeitenden des Instituts für Prozess- und Anwaltsrecht (IPA) initiierten Interviewreihe „Studentenfutter Wegweiser“ aufgezeigt.

Dabei berichten Alumni des Instituts und der Fakultät von ihren persönlichen Erfahrungen des Berufseinstiegs und geben den ein oder anderen Tipp an Sie als Studierende. Eins sei verraten - von Start-Up-Gründung über Großkanzlei bis hin zu einer journalistischen Karriere ist alles dabei.

Im Gespräch mit Florian Specht

In diesem Teil der Reihe berichtet Florian Specht über seinen Alltag. Herr Specht ist Lehrbeauftragter an unserer Fakultät, Referendar am OLG und zudem Gründer eines StartUps. Seinen Weg zum Jurastudium und warum er sich nach dem Examen für die Gründung seines StartUps entschieden hat, beschreibt er wie folgt:

Nach dem Abitur habe ich nicht gewusst, was ich später beruflich machen möchte. Meine Wahl fiel letztlich auf Jura, da einem das Studium viele Möglichkeiten offenhält und ich mir unter der Arbeit eines Anwalts oder Richters zumindest grob etwas vorstellen konnte. Außerdem habe ich schon immer gern und viel geredet und dachte, das passt schon irgendwie.

Ich hatte echt Glück, dass mir Jura tatsächlich viel Spaß gemacht hat und ich im ersten Semester gleich Freunde gefunden habe, die mich durchs gesamte Studium begleitet haben. Geholfen hat mir auch die parallele Arbeit in einer Kanzlei, durch die ich gemerkt habe, was man mit dem theoretischen Wissen in der Praxis anfangen kann. Den größten Spaß hatte ich jedoch meistens abseits der Hauptveranstaltungen, dort wo man sich selbst ausprobieren und eigene Interessen entwickeln kann: AdvoZ, Moot Court, Rhetorik, aber auch Italienischkurse.

Mit der Digitalisierung des Rechts habe ich begonnen mich zu beschäftigen, da es mir wichtig war, etwas zu bewegen. Die Idee, über diesen Weg vielen Menschen einen leichteren Zugang zu ihrem Recht zu verschaffen, fasziniert mich. Mein Traum seit dem zweiten Semester ist es, diese Tätigkeit gemeinsam mit Freunden, in einer hohen Qualität und mit Spaß an der Sache auszuführen.

 

Was war als Kind Ihr Berufswunsch?

Ich wollte Profifußballer oder Sänger werden. Mal sehen was sich davon noch realisieren lässt.

Was war Ihr Life Safer in der Examensvorbereitung? Wie haben Sie die Examensvorbereitung überstanden?

Alte Schulfreunde, die nicht Jura studieren – immer wieder und früh in der Vorbereitung raus aus der Bubble kommen. Und nebenbei andere verbindliche Projekte starten. Während der langen Examensvorbereitung, habe ich mir so einen langen Wunsch erfüllt (Segelführerschein). Solche Projekte führen dazu, dass man eher gezwungen ist, wirklich nur die Jura-Basics zu lernen. Das öffnet in den Klausuren die Augen fürs Wesentliche. Man lernt sowieso schon viel zu viel in der Examensvorbereitung. (Dadurch war ich gezwungen wirklich nur die Jura-Basics zu lernen und hatte in den Klausuren Augen für das Wesentliche.)

 

Warum haben Sie sich dazu entschieden nach dem bestandenen Examen ein StartUp zu gründen?

Seit dem zweiten Semester träume ich davon, später mit Freunden an coolen Projekten zu arbeiten. Das Jurastudium bietet großes Potential, Anderen mit den erlernten Fertigkeiten zu helfen und verschiedene gesellschaftliche Probleme anzupacken. Daran habe ich Spaß, damit kann ich mich identifizieren.

Womit beschäftigt sich Ihr StartUP?

Wir erarbeiten Beratungsangebote, um pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen im Pflegefall zu unterstützen. Ich kenne niemanden, der nicht wenigstens über einen Dritten eine Geschichte zum Thema Pflege erzählen kann, wo das ganz nicht so gut gelaufen ist. Mit dem Startup möchten wir einen Teil zur Lösung dieses relevanten Problems beitragen. Das ist unglaublich spannend und macht richtig Spaß.

Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrem Berufsalltag?

Ich habe das große Glück, mit meiner langjährigen Freundin Nele und anderen Freunden (mit meinen guten Freunden) an einem spannenden und gesellschaftlich relevanten Projekt zu arbeiten und dabei in weitere Disziplinen eintauchen. Das ist sehr abwechslungsreich und erfüllend. Ich habe jeden Tag die Freiheit selbst zu entscheiden, welche Projekte ich bearbeite und worauf ich meine Lebenszeit einsetze.

Was sind die Nachteile an Ihrem Job?

Da kann ich keine nennen. Natürlich haben wir vorerst aufs große Geld verzichtet. Ich hatte schon ein paar interessante Angebote auf dem Tisch. Aber das Finanzielle hat mich nicht wirklich gereizt. Mir ging es vielmehr um eine Vision, die mir ein Arbeitgeber aufzeigen musste. Eine Sorge war anfangs, ob ich die anwaltliche Arbeit als Berufseinsteiger alleine hinbekomme. Das legt sich aber nach ein paar Monaten. Man lernt alleine sehr schnell, weil es direktes Feedback gibt. Ich bin auch heute sehr glücklich mit meiner Entscheidung.

Wann startet und wann endet in der Regel Ihr Arbeitstag?

Das hängt ganz davon ab was ich mir die Woche vorgenommen habe, welche Deadlines und Projekte ablaufen, worauf ich gerade Lust habe und wie gut das Wetter ist. Wenn die Sonne scheint, bin ich nicht gerne im Büro. Mit dem Startup und der Selbstständigkeit habe ich mich ja bewusst für mehr Freiheit entschieden. Letztlich macht mir meine Arbeit so viel Spaß, dass ich gar keine klare Grenze zwischen Freizeit und Arbeit setzen kann.

Was würden Sie den Studierenden für die Wahl ihres Weges nach dem Examen raten?

Für mich war eine längere Pause zwischen erstem Examen und Referendariat wichtig. Ich habe damals für drei Monate in Rom gewohnt. Erst nach zwei Monaten habe ich gemerkt, wie sich mein Kopf wirklich erholt hat und wie nötig das nach dem Examen war. Die ganze Zeit im Studium und in der Examensvorbereitung – da ist schon sehr viel Druck drauf. Das Ref sollte man trotzdem unbedingt angehen. Es lohnt sich wirklich und hat mir mehr Spaß gemacht, als das erste Examen.

Wir bedanken uns bei Florian Specht für das Interview.

Weitere Interviews

Alle bereits erschienenen Teile der Interviewreihe „Studentenfutter Wegweiser“ finden Sie hier.

Verfasst von SH