Wie geht es nach der juristischen Ausbildung beruflich weiter? Das juristische Studium bietet die Möglichkeit, eine Vielzahl unterschiedlichster Karrierewege einzuschlagen. Beispiele für die Vielfalt der Berufschancen werden mit der von Mitarbeitenden des Instituts für Prozess- und Anwaltsrecht (IPA) initiierten Interviewreihe „Studentenfutter Wegweiser“ aufgezeigt.
Dabei berichten Alumni des Instituts und der Fakultät von ihren persönlichen Erfahrungen des Berufseinstiegs und geben den ein oder anderen Tipp an Sie als Studierende. Eins sei verraten - von Start-Up-Gründung über Großkanzlei bis hin zu einer journalistischen Karriere ist alles dabei.
Im Gespräch mit Nicola Zeibig
In diesem Teil der Reihe berichtet Nicola Zeibig über ihren Berufsalltag und ihre Leidenschaft für ihren Beruf. Frau Zeibig ist Rechtsanwältin in einer Großkanzlei in Frankfurt am Main/Berlin. Ihren Weg zur Anwältin und warum sie dies werden wollte, beschreibt sie wie folgt:
Jura habe ich immer als ein geordnetes und in sich schlüssiges System empfunden – deshalb hat mich das Studium auch angesprochen. Natürlich gab es die ein oder andere zähe Vorlesung, die man nur mithilfe von schlechtem Mensakaffee und unterhaltsamen Kommilitonen überstanden hat. Die Teilnahme am Willen C. Vis Moot Court hat mir einen Motivationsschub gegeben, der mich bis zum Examen begleitet hat. Der Vis Moot hat erste Einblicke in die praktische Tätigkeit gegeben: man durfte sich auf internationalem Parkett messen und austesten, inwieweit auch eher abwegige Argumente vertretbar sind, wenn man sie nur mit genügend Überzeugungskraft und Elan vorträgt.
Durch den Wettbewerb bin ich auch zu meinem LL.M. und meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Leibniz Universität Hannover gekommen. Auch wenn die Arbeit am Lehrstuhl manchmal sehr vereinnahmend und stressig war, ist das Lehrstuhlteam zu einer zweiten – leicht chaotischen – (Groß-)Familie geworden und meine damaligen Kollegen zählen auch heute noch zu meinen engsten Freunden.
Als Anwältin in einer Großkanzlei im Bereich Investment Funds kann ich heute das System „Jura“ praktisch umsetzen und für unsere Mandanten mitgestalten. Das dynamische Arbeitsumfeld und die kreative Arbeit mit dem Recht finde ich jeden Tag spannend und herausfordernd. Es wird nie langweilig!
Was war als Kind Ihr Berufswunsch?
Ich fand schon als Kind den juristischen Bereich spannend. Ein Freund meiner Familie war Richter am Oberlandesgericht und hat immer sehr eindrucksvoll von seiner Tätigkeit berichtet. Mir hat der logische und systematische Ansatz immer zugesagt, weshalb ich mich nach dem Abitur für das Jurastudium entschieden habe.
Warum haben Sie sich dazu entschieden nach dem bestandenen Examen – einen LL.M. zu absolvieren?
Die Idee einen LL.M. zu machen, hat sich während meiner Teilnahme am Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot festgesetzt. Ich fand das internationale Umfeld sehr bereichernd und wollte über den juristischen Tellerrand hinausschauen.
Welchen LL.M. an welcher Universität haben Sie absolviert und warum haben Sie sich gerade für diesen entschieden?
Ich habe den LL.M. an der Stockholm University im Bereich „International Commercial Arbitration“ absolviert. Ich kannte bereits Alumni dieses LL.M.-Programms und mir hat das Curriculum sowie die Arbeit in einer kleinen Gruppe zugesagt.
Welche Vorteile bringt Ihnen der LL.M. auf dem Arbeitsmarkt?
Der LL.M. signalisiert zum einen, dass man über die erforderlichen Englischkenntnisse für ein internationales Arbeitsumfeld verfügt. Zum anderen bringt man ein Grundverständnis für verschiedene Rechtskulturen und den unterschiedlichen Umgang mit Recht mit, der in der täglichen Arbeit sehr hilfreich ist.
Was würden Sie den Studierenden für die Wahl eines passenden LL.M.s raten?
Überlegt Euch zunächst, was Ihr von einem LL.M. erwartet und zu welchem Zweck Ihr einen LL.M. anstrebt. Lasst Euch nicht zu sehr von der „Marktmeinung“ beeinflussen, sondern versucht Eure ganz eigene Vision umzusetzen. Sobald Ihr diese Punkte für Euch herausgearbeitet habt, könnt Ihr die diversen Programme anhand Eurer Kriterien prüfen.
Welches ist Ihre liebste Erinnerung an Ihre Zeit an der Stockholm Universität in Schweden?
Fika – die schwedische Bezeichnung für eine Kaffeepause – mit meinen Kommilitonen!
Wir bedanken uns bei Nicola Zeibig für das Interview.
Weitere Interviews
Alle bereits erschienenen Teile der Interviewreihe „Studentenfutter Wegweiser“ finden Sie hier.