Erst zum zweiten Mal nahmen Studierende unserer Fakultät am Steuerrechts-Moot Court Wettbewerb teil, der alle zwei Jahre von dem Bundesfinanzhof (BFH) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Steuerjuristischen Gesellschaft (DStJG) abgehalten wird. Sie mussten eine Revisions- und Erwiderungsschrift für zwei bei dem BFH anhängige Rechtsstreitigkeiten verfassen.Organisatorisch verortetet ist der Steuerrechts-Moot Court am Lehrstuhl für Zivilrecht, Europäisches und Internationales Wirtschaftsrecht von Frau Prof. Dr. Petra Buck-Heeb, betreut wurde das Team durch den steuerrechtlichen Lehrbeauftragten unserer Fakultät Dr. Thomas Keß mit Unterstützung des Vereins zur Förderung der Steuerrechtswissenschaft an der Leibniz Universität Hannover (VFS Hannover).
Nach einem Bewerbungsverfahren im Dezember 2018 wurden Lena Heuer, Esra Karakoc, Sören von Kries, Dinah Krone, Vivien Schacherl und Alexander Stein für das Team unserer Fakultät ausgewählt.
Da einige Teilnehmern über kein steuerrechtliches Vorwissen verfügten, entwickelte der VFS Hannover zur Vorbereitung auf den Moot Court ein Programm, um die erforderlichen Kenntnisse für die Erstellung der Schriftsätze zu vermitteln. Ende Januar wurden die beiden Fälle ausgegeben.
Der Präsident des Niedersächsischen Finanzgerichts Hartmut Pust hatte die Mooties als Praktikanten zugelassen, sodass sie jederzeit Zugang zum Fachgerichtszentrum, zur dortigen Bibliothek und zu einem ihnen überlassenen Arbeitsraum hatten. Dort arbeiteten sie intensiv an der Erstellung des Schriftsatzes für die erste Runde. Während einer zweitägigen Klausurtagung im April in Torfhaus im Harz wurde über den ersten Entwurf und weitere Argumente und Gegenargumente diskutiert und eifrig an dem Schriftsatz gearbeitet. Zudem wurde der Aufenthalt abends zum ausgiebigen Teambuilding genutzt.
Pünktlich zur Abgabefrist reichte das Team seine Revisionsschrift beim BFH ein. Die Zwischenzeit bis zur Verkündung der Auswahlentscheidung über die Qualifikation für die Endrunde nutze das Team u.a. für die Teilnahme an einer vom VFS Hannover in der vorlesungsfreien Pfingstwoche organisierten dreitägigen Studienfahrt nach München. Dort besuchte es mit anderen Studierenden der Leibniz Universität Hannover den BFH, wo sie von einem der Richter des BFH, Prof. Dr. Matthias Loose, durch das Gebäude geführt wurden.
Im Rahmen des Besuches hatten die Mooties außerdem die Möglichkeit, einer mündlichen Verhandlung des Bundesgerichts beizuwohnen. Am 4. Juli 2019 wurden dann endlich die vier Teams der 13 teilnehmenden Universitäten bekanntgegeben, die es in die Finalrunde geschafft hatten. Zur großen Überraschung aller Beteiligten war neben der Ludwig-Maximilian-Universität München, der Bucerius Law School Hamburg und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg auch unser Team aus Hannover dabei. Dies ist auch deshalb beachtenswert für das Team unserer Fakultät, da Hannover als einziger Teilnehmer über keinen steuerjuristischen Lehrstuhl verfügt. Nach den vielen Glückwünschen, unter anderem auch von unserer Fakultät, setzten sich die Studenten eifrig an die nächsten drei Schriftsätze.
Nach pünktlicher Abgabe der letzten Schriftsätze simulierte das Team eine mündliche Verhandlung vor dem Niedersächsischen Finanzgericht und nahm an einem spezialisierten Rhetorik- und Auftrittstraining mit einem erfahrenen Coach teil.
Am 10. und 11. Oktober traten die vier Finalteams im Gebäude des Bundesfinanzhofs in simulierten mündlichen Verhandlungen vor einer Jury gegeneinander an. Diese bestand aus dem Präsidenten des BFH Prof. Dr. Rudolf Mellinghoff, dem Vorsitzenden Richter des III. Senats am BFH Prof. Dr. Stefan Schneider, dem Leiter der Steuerabteilung im Bayrischen Finanzministerium Ministerialdirigent Volker Freund, RA/StB Dr. Dirk Pohl und Prof. Dr. Gregor Kirchhof von der Universität Augsburg. Zunächst wurden die gegeneinander verhandelnden Teams durch Auslosung bekannt gegeben. Für den ersten Fall traten zuerst Heidelberg und München und später Hannover gegen Hamburg an.
Den Teams wurden eigene Beratungsräume zur Verfügung gestellt, in denen sie sich noch vor der Verhandlung auf die Gegenseite vorbereitet haben. Die mündliche Verhandlung wurde Prof. Dr. Mellinghoff als Vorsitzender des Jurysenats eröffnet. Er führte auch mit dem Sachbericht in den Fall ein. Anschließend mussten die Hamburger als Vertreter der Revisionsklägerin und die Hannoveraner als Vertreter des revisionsbeklagten Finanzamts die jeweiligen Begründungen ihrer Schriftsätze vortragen und kritische Rückfragen der Jury beantworten. Im Anschluss an diese Verhandlung erfolgte ein gemeinsames Abendessen der Teams und der Jury im Hofbräuhaus. Bei diesem berichtete Prof. Dr. Kirchhof von seiner Zeit als Lehrstuhlvertreter an der juristischen Fakultät der Universität Hannover. Am nächsten Morgen wurden die Paarungen für die zweite mündliche Verhandlung ausgelost. Hannover wurde erneut in den zweiten Durchlauf gelost und musste dieses Mal gegen das Team Heidelberg antreten, mit dem man sich schon im gemeinsamen Hotel ein wenig angefreundet hatte, während Hamburg und München zuerst aufeinandertrafen. Obwohl die Mitglieder unseres Teams mit ihrer Leistung durchaus zufrieden waren, waren sie bei der Siegerehrung umso überraschter, dass Hannover den zweiten Platz erlangen konnte.
Die Hannoveraner hatten die Jury wohl durch ihre durchaus unkonventionelle, aber bestimmte und überzeugende Art überzeugen können. Prof. Dr. Mellinghoff hob explizit hervor, dass die Leistung unserer Teilnehmer insbesondere wegen des fehlenden Steuerrechtslehrstuhls an unserer Fakultät besonders beachtlich sei.
Eine kurze Vorstellung der einzelnen Teammitglieder finden Sie in einen ausführlicheren Bericht über den diesjährigen Wettbewerb auf der Website des VFS Hannover.
Weitere Informationen
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