Am Freitag, den 17. Juni 2022, diskutierte Frau Prof. Dr. Susanne Beck, LL.M. (LSE), Inhaberin des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Strafrechtsvergleichung und Rechtsphilosophie, im Anschluss an die Vorstellung von humanoid mit der Dramaturgin Frau Rosalie Suys und Ensemblemitgliedern des Stücks zum Thema „Künstliche Intelligenz: Chancen und Risiken für Gesellschaft und Kunst“.
Die Science-Fiction-Oper humanoid von Leonard Evers handelt von dem Roboterkonstrukteur Jonah, der versucht, sich die perfekte Frau in Form einer Androidin zu schaffen. Im Verlauf des Stücks beginnt diese Androidin jedoch, ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln und fordert ihr Recht auf eine selbstbestimmte Existenz. Im Zentrum des Stücks und auch der anschließenden Diskussion steht die Kernfrage: „Was bedeutet eigentlich Menschsein?“.
Stücke wie humanoid und die anschließende Diskussion schaffen eine Verbindung und Überschneidungen von Kunst und Robotik. Frau Beck stellte klar, dass künstliche Intelligenz wichtig sei, uns unterstütze und wir uns damit beschäftigen sollten. Dabei gehe es um die Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine und nicht darum, wann Maschinen den Menschen überholen. „Jede neue Technologie verändert die Gesellschaft. Vor manchem kann man eventuell Angst haben, aber wichtig ist es, sich bewusst zu machen, dass diese Technologien in weiterhin bereits vorhanden sind – und natürlich in vielerlei Hinsicht auch nützlich.“, erklärte Frau Beck. „Uns muss bewusst sein, dass künstliche Intelligenz uns auch unbewusst erheblich beeinflussen kann“. Es sei gerade die Unkenntnis, die problematisch sein kann.
Die Ensemblemitglieder berichteten, dass sie zur Vorbereitung der Oper einen Robotikhersteller besucht haben, um zu verstehen, wie diese Maschinen funktionieren und zu lernen, sich selbst wie Roboter zu verhalten. Die Darstellung eines Roboters sei ein sehr schwieriger Prozess, da sie starr, stoisch und gänzlich ohne Emotionen zu erfolgen hat. So gab etwa die Darstellerin der Androidin Alma an, dass es für einen Roboter sicherlich einfacher gewesen wäre, ihre Rolle zu spielen.
Im Laufe der Diskussion kam dann die Frage auf, was Menschlichkeit eigentlich bedeutet und wie sich der Umgang mit Maschinen hierauf auswirken könnte.
Frau Beck hält es für möglich, dass wir unsere Emotionen auf Maschinen zu projizieren (hier erinnerte sie an den in den 90iger Jahren einmal populären Tamagotchi, einen kleinen Spielcomputer, der eine Art Haustier simulierte, dass man pflegen musste). Daher könne unser Umgang mit Maschinen laut Frau Beck etwas über unseren Umgang mit anderen Menschen und unsere gegenseitige Wahrnehmung aussagen. „Es ist ein gewisser Prozentsatz Unberechenbarkeit (Menschlichkeit) beim Roboter erforderlich, um für uns interessant zu bleiben,“ so Beck.
Jonah hat sich eine künstliche Welt geschaffen, um schöne Momente erneut zu erleben. Die Dramaturgin Frau Suys beschreibt, dass es – sobald Jonah Emotionen entwickelt – unerheblich sei, ob die Emotionen echt sind oder nicht. Suys ist der Meinung: „Wenn er Gefühle für eine Maschine entwickelt, passiert aber gerade etwas Menschliches“. Ihr zufolge war es nicht die Intention des Stücks, zu sagen, dass neue Technologien schlecht sind.
Am Ende der Diskussion, an der sich auch das Publikum rege beteiligte, blieb die Frage offen, was Menschlichkeit eigentlich genau ist und wer oder was über ein Bewusstsein verfügt. „Wenn ich sagen könnte, was ein Bewusstsein hat, müsste ich nicht mehr arbeiten.“, stellte Frau Beck zum Abschluss der gelungenen Veranstaltung der Reihe „Studierendensalon“ im voll besetzten Foyer des Ballhof Eins mit einem Augenzwinkern fest.
Verfasst von Marie-Christin Runkel und David B. Erhardt.